Zusatzkosten durch Fehl-Allokation der Spitalsbetten zwischen 2001 u. 2011 – Bundesländer-Vergleich

Inhalt

1) Einleitung
2) Erklärungen zu Berechnungen
3) Ergebnisse: Zusatzkosten durch Fehlallokation, mit Vorarlberg als Benchmark

1) Einleitung

Mit Fehlallokation im Spitalswesen ist gemeint, dass die Spitalsbetten nicht dort stehen, wo der Bedarf ist, wodurch die Spitalsbetten nicht ihre volle Wirkung entfalten. Die Folge der Fehlallokation ist, dass Patienten vermehrt Spitäler außerhalb der Wohnregion aufsuchen.

Wie in Beitrag 18 gezeigt wurde, setzen die Spitalssysteme der Bundesländer ihre Betten unterschiedlich effektiv ein. So versorgt beispielsweise Vorarlberg je Spitalsbett ein um 15% größeres Einzugsgebiet als ein Spitalsbett in Kärnten.

In diesem Beitrag wird nicht die Effektivität der Spitalsbetten (Wie viel Einwohner werden mit einem Spitalsbett versorgt; Einzugsgebiet/Einwohner), sondern der Kehrwert, die Effizienz der Spitalsbetten (Wie viele Spitalsbetten werden für die Versorgung von 1000 Einwohner benötigt; Spitalsbetten je Einwohner), als Berechnungsgrundlage herangezogen.

Würden sämtliche Bundesländer ihre Spitalsbetten so effizient einsetzen, wie Wien, Vorarlberg o. Tirol, hätte man zwischen 2001 und 2011 jährlich etwa 2.500 (5,1%) bis 3.100 (6,4%) Spitalsbetten weniger gebraucht! In Geldeinheiten bedeutet das, dass zwischen 2001 und 2011 jährlich (inflationsbereinigt, du. Inflation=2%) ca. 372 Mio. Euro (Benchmark: Wien) bis 484 Mio. Euro (Benchmark: Vorarlberg) zusätzliche Kosten aufgrund ineffektiver Allokationsplanung angefallen sind. Kumuliert (Aufzinsungsfaktor: 4,6%) sind zwischen 2001 u. 2011 somit 4,1Mrd. Euro (Benchmark: Wien) bis 5,3 Mrd. Euro (Benchmark: Vorarlberg) vermeidbare Kosten angefallen.

2) Erklärungen zu Berechnungen

Grundlage für die Berechnungen der Kosten der Fehl-Allokation ist die Bettendichte im Einzugsgebiet (Berechnet mit Patientenbewegungsdaten in Belagstagen) der Spitäler – Betten je 1000Ew. im Einzugsgebiet. An dieser Kennzahl kann man ablesen, dass beispielsweise Vorarlberg für die Versorgung von 1000 Ew. im Einzugsgebiet deutlich weniger Betten benötigt als viele andere Bundesländer – Vorarlberg 2011: 5,3 Betten je 1000Ew. Einzugsgebiet, Salzburg 6,1 Betten je Einwohner Einzugsgebiet – (siehe Abb. 1)

Die Unterschiede bei der Bettendichte sind zu einem großen Teil auf Fehlallokation der Spitalsbetten zurückzuführen. So ist die Spitalsbetten-Planung seit jeher ein sehr politisches Thema, wodurch objektive Kriterien, wie der wirkliche Bedarf, in den Hintergrund rücken. Zwar sind dann ingesamt betrachtet trotzdem genügend Spitalsbetten vorhanden, aber auf Fachbereichsebene wird der Bedarf nur in den seltensten Fällen erfüllt (z.B.: zu viele Chirurgie-Betten, zu wenig Psychiatrie-Betten). In der Folge lassen sich vermehrt Patienten außerhalb der Wohn-Region behandeln => die Auslastung der Betten und die Größe des Einzugsgebietes der Spitäler der Wohnregion sinken => die Bettendichte steigt. Davon abgesehen, kann für das Verlassen der Wohnregion auch die (schlechte) Qualität der Spitäler in der Wohnregion verantwortlich sein.

Abbildung 1: Betten je 1000Ew. im Einzugsgebiet

 

3) Ergebnisse: Zusatzkosten durch Fehlallokation, mit Vorarlberg als Benchmark

Im folgenden Teil werden die Berechnungen der Zusatzkosten durch Fehlallokation dargestellt. Vorarlberg dient als Benchmark. Die Berechnungen wurden auch mit Wien u. Tirol als Benchmark angestellt (hier nicht dargestellt).

Hätten sämtliche Bundesländer ihre Einzugsgebiete (zumindest) mit der gleichen niedrigen Bettendichte Vorarlbergs des jeweiligen Jahres (siehe Abb. 1.) versorgt, dann hätten sie sich eine entsprechende Anzahl an Betten erspart. Wie viele es sind, geht aus Abb. 2 hervor. So hätte Kärnten 2001 763 Betten weniger gebraucht, wenn die Allokation genau so effizient gewesen wäre wie in Vorarlberg. Ein Null bedeutet, dass das die Allokation eines Bundeslandes genau so effizient oder sogar effizienter war als die Vorarlbergs.

Abbildung 2: Bettenüberhang (Betten, die eingespart werden hätten können; Benchmark: Vorarlberg)

Die vermeidbaren Kosten in Abb. 3 erhält man, indem man den Bettenüberhang aus Abb. 2 mit den stationären Kosten je Spitalsbett des jeweiligen Bundeslandes multipliziert – die Zahlen sind inflationsbereinigt (durchs. Inflation 2001-2011: 2%). Die Tendenz der Kosten durch Fehlallokation ist bundesweit betrachtet steigenend. Treiber sind vor allem Oberösterreich, Niederösterreich und Salzburg, wo der Bettenüberhang in den letzten Jahren stark zugenommen hat!

Abbildung 3: Kosten des Bettenüberhangs bzw. Zusatzkosten durch Fehlallokation

In Abb. 4 erkennt man, dass die Kosten der Fehlallokation inflationsbereinigt (Inflation 2%) in den Jahren 2001 bis 2011 bundesweit jährlich 484 Mio. Euro ausmachten. Kumuliert von 2001 bis 2011, ergeben sich in diesem Zeitraum bundesweit Zusatzkosten von 5,3 Mrd. Euro in (Aufzinsungsfaktor von 4,6%).

Abbildung 4: Zusatzkosten jährlich u. kumuliert 2001-2011

In Abb. 5 sind die Werte aus Abb. 4 auf die Einwohner umgelegt. Bundesweit machen die Zusatzkosten durch Fehlallokation jährlich 59 Euro (inflationsbereinigt) je Einwohner aus, was kumuliert (Aufzinsung 4,6%) 644 Euro für den Zeitraum 2001 bis 2011 ergibt. Die höchsten Zusatzkosten je Einwohner fielen in Kärnten, OÖ u. Salzburg an, wobei in Kärnten die Entwicklung der Zusatzkosten stark fallend ist. In NÖ, OÖ u. Salzburg ist die Tendenz der Zusatzkosten hingegen eindeutig steigend. Bisher hat nur OÖ mit einer großen Spitalsreform (Bettenabau um 10% in den nächsten Jahren).

Abbildung 5: Zusatzkosten je Einwohner jährlich u. kumuliert 2001-2011

In Abb. 6 wird abschließend noch dargestellt, wie sich die bessere Spitals-Bettenallokation und die daraus folgenden entsprechenden Bettenreduktionen (siehe Abb. 2, “Bettenüberhang”) auf die Auslastungs-Grade auswirken würden! Deutlich bessere Auslastungen gäbe es in Kärnten, OÖ, NÖ u. Salzburg. Bundesweit würde die Auslastung der Spitäler signifikant ansteigen. In den letzten Jahren hat die Differenz zwischen “tatsächlicher Auslastung” und “Auslastung bei effizienterer Allokation” erfreulicherweise abgenommen.

Abb. 6: Veränderungen bei Auslastung durch effizientere Allokation der Spitalsbetten

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Hinterlasse eine Antwort