Bewertung der Spitalssysteme in den Bundesländern nach Schulnotensystem (2001-2011) – “Integrierter Vergleich” u. “Effizienz-Vergleich”

Aufbau:

 1) Einleitung u. Ergebnisse
2) Bewertungsystem und Gewichtung
3) Reiner Effizienz-Vergleich
4) “Integrierter Vergleich”
 

1) Einleitung u. Ergebnisse

Mit diesem Beitrag soll gezeigt werden, dass reine Effizienz-Fokussierung im Spitalswesen häufig zu Fehlentwicklungen führt. So kann Effizienz (=Kosten/Leistungen) entweder durch Kosteneinsparungen oder durch Leistungserhöhungen erreicht werden. Da Kosteneinsparungen politisch schwer durchsetzbar sind, wird in Österreich Effizienz (bei gleich bleibenden Kapazitäten)  tendenziell mittels Leistungserhöhungen erzielt. Die Folge ist, dass die Spitäler zwar immer effizienter werden, das System insgesamt aber immer teurer wird (zusätzliche Leistungen => zusätzliche Kosten).

Hier wird ein „Integrierter Vergleich“ (Theorie, siehe Beitrag 12) einem reinen Effizienz-Vergleich gegenübergestellt. Der “Integrierte Vergleich” umfasst Kennzahlen sämtlicher Disziplinen: Versorgungsplanung, Versorgungskontrolle, Qualitätskontrolle u. Betriebswirtschaft und gibt ein umfassenderes Bild des jeweiligen Spitalswesen. Der „Integrierte Vergleich“ ist kausal aufgebaut: Versorgungskennzahlen (z.B.: Betten/Einwohner) => Leistungs-Kennzahlen (z.B.: LKF-Punkte/Einwohner) => Kosten-Kennzahlen (z.B.: Kosten/Einwohner) => Wirkungs-Kennzahlen (Qualität). Das größte Gewicht liegt bei den Versorgungskennzahlen, weil sie auf die nachfolgenden Kategorien wesentlichen Einfluss haben.

Dass hohe Effizienz nicht immer niedriege Kostenintensität bedeutet, zeigt das OÖ Spitalswesen: Vergleichsweise hocheffizient (Bundesweit: Platz 2), allerdings sehr kostenintensiv (effizient ist nicht notwendigerweise kostengünstig)! Kostenintensiv deswegen, weil die Effizienz (bei hoher Bettendichte in OÖ) nicht durch Kosteneinsparungen, sondern primär durch Leistungserhöhungen erzielt wurde. Beim „Integrierten Vergleich“, wo Bettendichte, Kosten- u. Leistungsintensität mit in die Bewertung einfließen, fällt OÖ folglich auf Platz 7 zurück. Zudem ist die Wirkung des OÖ Spitalswesen nur durchschnittlich, hier vereinfacht an der Lebenserwartung gemessen. In OÖ ist jedoch mittlerweile eine sehr mutige Reform beschlossen worden (LINK).

Beim “Integrierten Vergleich” schneiden Vorarlberg (Note: 1,6), Burgenland (2,3), Steiermark (2,6) und Tirol (2,7) am besten ab. NÖ (2,9) blieb relativ konstant. Kärnten (3,7) u. Wien (3,1) haben sich in den letzten Jahren zumindest stark verbessert.  Nur in OÖ (4,1) u. Salzburg (3,5)  haben sich die Spitalswesen integriert betracht, verglichen zum Bundestrend, signifikant verschlechtert. Einzel-Indikatoren findet man unten (Punkt 3 u. 4)

2) Benotungs- u. Gewichtungsschema

Bewertet wird nach dem Schulnotensystem: 1-5. Die Notenlogik ist in Abb.1 abgebildet. Die Bundesländerwerte (Noten) werden dabei immer auf den Bundesschnitt referenziert. Der Bundesschnitt stellt immer 100% bzw. die Schulnote 3 stellt dar.

Abb. 1: Notenlogik

Gewichtung der Einzelindikatoren:

Für die Gesamtbewertung eines Bundeslandes wird nach den Gewichtungsfaktoren aus Abb.4 gewichtet. Die Versorgungsdichte-Kennzahlen bekommen dabei das größte Gewicht (50%), weil sie großen Einfluss auf die Folgevariablen (Leistungsintensität u. Kostenintensität) haben. Die Leistungsintensität wird daher nur mit 30% und die Kostenintensität mit 10% gewichtet, da beide stark von der Versorgungsdichte beeinflusst sind und die Kostenintensität zudem von der Leistungsintensität abhängig ist. Durch die Gewichtungsfaktoren der Leistungsintensität bzw. Kostenintensität soll in erster Linie den KH-spezifischen Faktoren (also den Versorgungsdichte-unabhängigen Faktoren) Rechnung getragen werden.

Abb. 2: Gewichtungsfaktoren
Erklärung: EW = Einwohner; EW EZGB = Einwohner des Einzugsgebietes

Es ist wichtig, zielbezogene Kennzahlen (z.B.: Aufenthalte, die in Wiener Spitälern anfallen: ca. 560.000) auf das Einzugsgebiet der Spitäler umzulegen (Ezgb. der Wiener Spitäler: ca. 2 Mio. Einwohner) und quellbezogene Kennzahlen (z.B.: Aufenthalte, die von Wienern, egal in welchem Bundesland, verursacht werden: ca. 470.000) auf die Einwohner (Einwohner Wiens: ca. 1.7 Mio.) des jeweiligen Bundeslandes umzulegen. Folgerichtig, müssen beispielsweise die Kosten der (z.B.: Wiener) Spitäler (Zielgröße) auf das Einzugsgebiet der Spitäler und nicht auf die Einwohner des Bundeslandes umgelegt werden!

3) Bewertung nach Effizienz (kein optimaler Vergleich!):

Würde man nur nach der Effizienz bewerten, würde Tirol am besten abschneiden und Wien am schlechtesten (siehe Abb. 3). Wie erwähnt, diese sehr betriebswirtschaftliche Betrachtung sagt jedoch überhaupt nichts darüber aus, wie Effizienz erreicht wird – Kosteneinsparungen (politisch schwer dursetzbar) o. Leistungssteigerungen (politisch leichter durchsetzbar). Außerdem bedeutet eine hohe Effizienz nicht notwendigerweise, dass das Spitalswesen im jeweiligen Bundesland kostengünstig ist – vor allem, wenn Effizienz durch Leistungssteigerungen erreicht wird.

Speziell , das bei diesem Effizienz-Vergleich sehr gut abschneidet, hat zwischen 2001 und 2011 seine Leistungsintensität und Kostenintensität deutlich über den Bundesschnitt hinaus erhöht. Zwar ist das oö. Spitalswesen nach wie vor sehr sehr effizient, es ist aber im Zeitverlauf, verglichen zu den anderen Bundesländern, immer teuer geworden (Abb. 4).

Abb.3: Schulnoten für Effizienz

Abb.4: Entwicklung in oö. Spitalssektor

4) Bewertung nach „Integrierter Betrachtungsweise“ (besser als Effizienz-Vergleich!)

Bewertet man nach integrierter Betrachtungsweise ändert sich das Bundesländer-Ranking erheblich (siehe Abb. 7). Demnach bekommt der akutstationäre Bereich Vorarlbergs die beste Note von 1.6 (Versorgungsdichte: 2.0; Leistungsintensität: 1.0; Kostenintensität: 1.0; Lebenserwartung: 2.0), nachdem Vorarlberg beim reinen Effizienzvergleich noch die Durchschnittsnote 3.0 hatte. Oberösterreich erhält die schlechteste Note4.1 (Versorgungsdichte: 4.0; Leistungsintensität: 5.0; Kostenintensität: 3.0; Lebenserwartung: 3.0) – obwohl es beim Effizienzvergleich noch eine überdurchschnittlich gute Note von 2.0 hatte – Effizienz ist nicht alles!

Abb.5: Schulnoten für “Integrierten Vergleich”

In folgenden Abbildungen sind die Einzelindikatoren des “Integrierten Vergleichs” abgebildet: Versorgungsdichte (Abb.8 - fließt mit 50% in Gesamtwertung ein), Leistungsintensität (Abb.9 - fließt mit 30% in Gesamtwertung ein), Kostenintensität (Abb.10 – fließt mit 10% in Gesamtnote ein) und Lebenserwartung (Abb.11 – fließt mie 10% in Gesamtnote ein).

Abb.6: Schulnoten für Versorgungsdichte (Betten/Einwohner)
Abb.7: Schulnoten für Leistungsdichte (z.B.: Aufenthalte/Einwohner)
Abb.8: Schulnoten für Versorgungsdichte (z.B: Kosten/EW im Einzugsgebiet)
Abb.9: Schulnoten für Qualität (Lebenserwartung)

 

 

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