Bundesländerprofile: Teil 1: Niederösterreich

Bundesländerprofile: Teil 1: Niederösterreich

Aufbau:

1) Allgemeine Fakten zu NÖ Spitalswesen
2) Niederösterreicher liegen selten im Spital
3) Angebots-Unterschiede in den nö. Regionen
4) Unterschiede bei der Inanspruchnahme von Spitalsleistungen in Regionen
5) Durchschnittlich teures, längerfristig günstiger werdendes Spitalssystem (sofern Besoldungsreform wirkt)
6) Zwar leichte Effizienz-Verluste, diese sind jedoch auf volkswirtschaftlich vertretbare Maßnahmen zurückzuführen!

1) Allgemeine Fakten zu NÖ Spitalswesen

In Niederösterreich lebten 2011 ca. 1,612 Mio. Einwohner (2011) – 2030: 1,793 Mio. Einwohner. Das Bundesland ist im Spitalswesen in 5 Versorgungsregionen unterteilt – Industrieviertel, Mostviertel, NÖ Mitte, Waldviertel, Weinviertel – die 8.120 Akut-Betten (5.0 je 1000EW) umfassen.

Abb. 1: Fakten zu Fonds-Spitälern
Quelle: Eigene Berechnungen (Daten: BMG, KAZ 2011)

 

Niederösterreich bekam beim „Integrierten Vergleich“ die Schulnote 2.9 (Beitrag 14, siehe LINK). NÖ weist Niederösterreich österreichweit die zweitniedrigste Hospitalisierungsrate (=Aufenthalte/Einwohner) auf, regional gibt es jedoch Unterschiede. Dabei ist ein West-Ost-Gefälle feststellbar – leicht “überversorgter” Westen (Mostviertel, Waldviertel u. NÖ Mitte) bzw. leicht “unterversorgter” Osten (Weinviertel u. Industrieviertel). Das nö. Spitalssystem ist etwas kostengünstiger als der Bundesschnitt – gmessen in stationären Kosten je Einzugsgebiet (Kostenintensität).

2) Niederösterreicher liegen selten im Spital, nur die Steirer liegen weniger oft

Im Bundesländervergleich weist Niederösterreich die zweitniedrigste Hospitalisierungsrate (=Aufenthalte/Einwohner) auf, nur die Steirer suchen noch seltener ein Spital auf – siehe Abb. 2. Allerdings gibt es innerhalb Niederösterreichs auf Versorgungsregions-Ebene große Unterschiede (siehe Abb. 4), die im wesentlichen auf die Angebotsunterschiede (Betten/Einwohner) in den Regionen zurückzuführen sind – siehe Abb.3.

Abb. 2: Aufenthaltshäufigkeit 1989-2011 (altersstandardisiert)
Quelle: Eigene Berechnungen (Daten: Statistik Austria)

3) Große Angebots-Unterschiede in den nö. Regionen

Der Westen Niedersöterreichs (Mostviertel, NÖ Mitte, Waldviertel) ist stärker versorgt als der Osten (Weinviertel u. Industrieviertel). Die Bewohner aus den östlichen Vierteln weichen daher oft nach Wien aus – ca. 1/3 der Industrieviertler Patienten lässt sich außerhalb der Region behandeln. In Abb. 3 sieht man die Entwicklung der Betten je Einwohner bis 2030 – unter der (etwas unrealistischen) Annahme, dass sich an der Bettenverteilung, lt. RSG NÖ 2015, nichts ändert.

Abb. 3: Niederösterreich 2011-2030
Quelle: Eigene Berechnungen (Daten: RSG NÖ 2015, ÖSG 2012, ÖROK)

4) Große Unterschiede bei der Inanspruchnahme von Spitalsleistungen in den nö. Regionen

Niederösterreich hat zwar die zweitniedrigste Hospitalisierungsrate, es gibt jedoch regionlae Unterschiede, wie in Abb. 4 ersichtlich ist.

Abb.4: Operations- und Behandlungshäufigkeiten in den Versorgungsregionen
Quelle: Eigene Berechnungen (Daten: ÖSG 2012)

5) Durchschnittlich teures, längerfristig günstiger werdendes Spitalssystem

Das nö. Spitalswesen weist eine Kostenintensität (=Kosten je Einwohner im Einzugsgebiet) leicht unter dem Bundesschnitt auf. Die Kostenintensität ist in der Mitte der Beobachtungszeitraums teilweise aufgrund einer Besoldungsreform (höhere Einstiegsgehälter, flachere Lebenseinkommenskurve) angestiegen. Mittelfristig, wenn die Besoldungsreform zu wirken beginnt, sollte in NÖ die Kostenintensität, verglichen zum Bundesschnitt, wieder sinken.

Abb. 5.: Kostintensitäten
Quelle: Eigene Berechnungen (Daten: BMG, KAZ 2011)

 

6) Zwar Effizienz-Verluste, diese sind jedoch auf volkswirtschaftlich sinnvolle Maßnahmen zurückzuführen!

Abb. 6. Die Stat. Kosten je LKF-Punkt (=Effizienz) des nö. Spitalsystem lagen am Beginn des Jahrtausends noch deutlich unter dem Bundesschnitt. Im Zeitverlauf hat sich der Effizienz-Vorteil jedoch aufgelöst. Aktuell ist das nö. Spitalswesen etwas weniger effizient als der Bundesschnitt. Die Effizienzverluste sind jedoch auf zwei vertretbare Enwicklungen zurückzuführen:

a) Es wurde eine Personakostenreform (höhere Einstiegsgehälter, flachere Gehaltskurve) duchgeführt, welche die Personalkosten-Intensität teilweise ansteigen ließ und infolge die ambulante und stationäre Kostenintensität (die Personalkosten machen 60% der KH-Kosten aus). Teilweise ist der Personakostenanstieg jedoch auch auf mehr Mitarbeiter zurückzuführen. Mittelfristig sollte die Personal-Reform jedoch Einsparungen bewirken.

b) Außerdem wurde die Leistungsseite etwas zurückgefahren, was man daran erkennt, dass die Leistungs-Intensität mittlerweile signifikant unter dem Bundesschnitt liegt. Eine erfreuliche und volkswirtschaftlich sinnvolle Maßnahme, wenn man bedenkt, dass die österreichische Hospitalisierungsrate europaweit ohnehin eine der höchsten ist.

Mittelfristig sollten die Bettenkapazitäten jedoch an die reduzierte Leistungsintensität angepasst werden, um effizient zu bleiben.

Abb. 6: Entwicklungen Kosten, Leistungen, Effizienz
Quelle: eigene Berechnungen (Daten: BMG, KAZ)
Beschreibung: Intensitäten sind Kennzahlen, die auf das Einzugsgebiet umgelegt wurden
Bundesschnitt=100

Quelle: Landtagsanfrage 10. Dezember 2009, Ltg.-440/A-4/107 (LINK)

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